Astrologie    

 

Fachartikel

 Astrologie als Beruf,

Eine geschichtliche Betrachtung,

Und persönliche Erfahrung 

Erschienen im „Meridian“ (Okt./Nov. 1991), dem Organ des

Deutschen Astrologen Verbandes (DAV)

 

 

1) Die Bedeutung des Berufes in unterschiedlichen Epochen

2) Der religiöse weltbildhafte Charakter im Fische-Zeitalter

3) Die gegenwärtige Astrologie in Wandlung und Formalisierung

4) Die eigene berufliche Erfahrung

     Ausblick, Änderungs-Vorschläge

     Die Erfahrung anderer Astrologen

 

 

Die folgende Betrachtung ba­siert neben der eigenen Erfahrung und der anderer Astrologen auf dem Blickwinkel verschiedener Be­wusstseinsepochen und den drei klassischen Begriffen von KÖR­PER, SEELE und GEIST. Da­bei ist unter »körperlich« ein mate­rieller und faktisch fassbarer Standpunkt zu verstehen, unter »seelisch« ein psychisches Bedürf­nis und unter »geistig« das spiritu­elle Entwicklungsniveau (der si­cher am schwierigsten zu fassen­de und zu objektivierende Inhalt).

 

Die unterschiedliche epochale Be­deutung bezieht sich auf das WID­DER-, FISCHE- und WASSER­MANN-ZEITALTER, geht also von der klassischen Zeitalterlehre (0[X•]) aus die Verschiebung des Frühlingspunktes entsteht, wobei die derzeitige Epoche eine nicht ein­deutig zu definierende Misch­ung einer Übergangszeit darstellt, und ganz allgemein eine exakte Ab­grenzung der einzelnen Epochen nicht möglich ist. Jedes Zeitalter dauert ca. 2150 Jahre. Die Fische-Epoche beginnt ca. 150-200 vor Chr. und dauert bis ca. 1950-2000 n.Ch. Das Wid­derzeitalter, an dessen Ende die Astrologie in ihren wesentlichen, auch heute noch geltenden Grundzügen festgelegt wurde, stellt dabei die Ursituation dar, und bildet die Grundlage jedes Zeital­ters. In gewisser Weise entspricht diese Zeitalterlehre auch der Ein­teilung des Kulturphilosophen Jean Gebser (1[X•]) in eine magische, mythische und integrale Bewusst­seinsstufe.

 

2) Die Bedeutung des Berufes in unterschiedlichen

Epochen der Geschichte

 

In einem mittleren modernen Lexi­kon nimmt die Erklärung des Berufsbegriffes (2[X•]) ca. eine halbe Sei­te ein, und beginnt damit, dass „Beruf eine auf Erwerb gerich­tete Tätigkeit ist, die im allgemei­nen Grundlage der wirtschaftli­chen Existenz, und der sozialen Stellung ist“. Das entspricht ei­ner vorrangig materiell (körper­lich) und auf Verdienst (Geld) aus­gerichteten Betrachtung. Im Ver­lauf des weiteren Textes werden dagegen sehr konträre Definitio­nen durch die verschiedenen Ge­schichtsepochen deutlich: z.B. die ursprünglich magisch religiöse Be­deutung - ein spiritueller Stand­punkt,  oder die mittelalterliche Definition als Werktätigkeit zu Eh­ren Gottes, und Liebesdienst an den Armen (Gutes und Edles tun) - was mehr der Betonung eines see­lisch-geistigen Wertes entspricht. Wie weit solche Forderungen sich dann auch in die Praxis umgesetzt haben, ist eine andere Frage spiri­tueller Verwirklichung, vergleich­bar mit dem Tötungsverbot im Christentum, und den in seinem Namen gleichzeitig geführten Glaubens-Kriegen.

 

Die unterschiedliche Bewertung des Berufs durch die Geschichte spiegelt sich übrigens deutlich in der Astro­logie selbst wieder. So werden in der Ursituation des Widderzeital­ters Berufs-, Erwerbs- und Ar­beitshaus, also 10., 2. und 6. Haus, von reinen Erdhäusern ge­bildet. Sie stehen damit auch in gegenseitiger harmonischer Er­gänzung (Trigonsituation) und spiegeln eine vorwiegend bäuerli­che Existenzbasis wider. Erst in den folgenden zwei Epochen ent­steht dann eine unterschiedliche Färbung, die neben der grund­sätzlich materiellen Basis, zu einer stetigen Entmaterialisierung dieser Bereiche führt.

 

Die Überlagerung von Erd- und Feuerzeichen im Fi­sche-Zeitalter weist auf die große Spannung zwischen Körper und Geist (Halb-Sextil, Quadratsituati­on) und auf den starken Willen und Konkurenz-kampf auf diesen Gebieten hin. Für das christliche Mittelalter, als Blütezeit dieser Epoche, ist Beruf(ung) im Sinne materialisierter Glaubenshoffnung (Überlagerung Steinbock/Schüt­ze im 10. Haus) besonders deut­lich nachvollziehbar. Die Situation eines starken auf die Materie ge­richteten Willens dauert bis heute hinein an, und erfährt sogar ge­genwärtig eine vorübergehende Steigerung durch die Langsamläu­fer Neptun und Uranus im Stein­bock (und Saturn seit 91 bereits im Wassermann). Durch diese kosmischen Be­wegungen werden seelisch-geisti­ge und erneuernde Impulse einer­seits verstärkt ver­wirklicht, aber andererseits durch Materialismus und tradiertes Den­ken auch begrenzt (wenn nicht sogar behindert). Das Endresultat hängt von den eigentlichen spirituellen Kräften ab, die astrologisch nicht definierbar sind. Erst langsam und andeutungswei­se entwickelt sich die entspanntere Situation des Wassermannzeital­ters, wo sich Erd- und Wasserzei­chen überlagern (Sextil-Situation). Für die Wassermann-Epoche er­gibt sich somit die Notwendigkeit einer permanenten und totalen Be­wussseins-Veränderung im Berufs­bild (Steinbock/Skorpion im 10. Haus). Diese Entwicklung ist be­reits als sich verstärkender gesellschaftlicher Zwang zur mehrmali­gen Berufs-Veränderungen während eines Lebens bemerkbar. Auch die Tatsache, dass der Beruf immer mehr zum auswechselbaren Geld­job wurde, gehört hier her. Gleich­zeitig bedeutet Steinbock/Skorpi­on im 10. Haus auch die individu­elle berufliche Entwertung durch entpersönlichte kollektive Macht­ansammlung. (Großbetriebe und anonyme Massenfertigung).

 

Die kollektive Entwicklung zwingt zunehmend zum Berufswechsel und muss dafür auch finanzielle Verantwortung übernehmen. Geldwert und Arbeit (2. u. 6. Haus) bekommen gleichzeitig ei­nen ehr beseelten Wert. Das Skorpi­onzeichen entspricht ja auch dem Geldwert schlechthin, aber als kol­lektive Umtauschvereinbarung und nicht als persönliche Bereiche­rung. Geldwert und Arbeit werden eher (auf)gelöst und umgewandelt und können damit auch mehr den seelischen Bedürfnissen des Ein­zelnen entsprechend angepasst werden. So drücken sich z.B. Hilfe und Hilflosigkeit im Erwerbslebens (Arbeitslosen und Sozialhilfe) durch die Überlagerung Stier/Fi­sche im 2. Haus aus. Die Verbin­dung von Jungfrau und Krebs im 6. Haus könnte eine familiäre, häusliche Arbeitsumgebung und verstärkte Gruppenarbeit ermögli­chen. Der Computer der eine Ar­beitsplatzverlagerung nach Hause erlaubt, zeigt bereits eine entspre­chende Tendenz an.

 

Für Berufe, die sich mit der seeli­schen Anpassung und Wiederher­stellung, also mit Lebenshilfe schlechthin befassen, werden da­mit die Existenzmöglichkeiten und entsprechende soziale Anerken­nung steigen. Das Sozialprestige des rein materiellen Geldwertes und -erfolges dagegen wird sin­ken. Durch diese Entwicklung wer­den alle therapeutischen, psycho­logischen, pflegenden und auch künstlerischen Berufe gefördert. Betrachtet man die gegenwärti­gen Tendenzen in der modernen Astrologie, die immer mehr weg vom reinen dogmatischen Welt bild in Richtung praktischer Lebenshilfe gehen, so stehen die Chancen für eine solche veränderte Astrologie im Wassermannzeit alter nicht schlecht. Allerdings sollte man die Schnelligkeit dieser Entwicklung nicht überschätzen, denn zurzeit leben wir immer auch noch am Ende des Fische-Zeitalters mit einer vorübergehenden Steinbockbetonung. Vor grundlegenden Änderungen tritt häufig in der Geschichte ein vorübergehender Rückfall ein (z.B. nach Revolutionen, franz. oder russische Revolution) Und im Sinn der grundlegend materiellen Berufsinterpretation des Widderzeitalters ist auch nicht vor einer zu großen materiellen Sicherheit oder Bereicherung in diesen »neuen« seelischen Berufen auszugehen, denn das ist ja auch nicht ihr Grundanliegen.

 

Wendet man also Astrologie auf sich selbst an, so scheint die prinzi­pielle Berufsdefinition, aber auch die sich anbahnende Verände­rung durchaus stimmig. Bei der fol­genden Betrachtung soll aber der Schwerpunkt vor allem auf der prinzipiell materiell definierten Be­rufsinterpretation liegen, und weni­ger auf den Zukunftsspekulati­onen, da die grundlegende Be­trachtung auch eher auf erfahrbaren und nachvollziehbaren Fakten beruht. Damit ist der Beruf vorran­gig eine stabile auf Erfahrung und Dauer (Steinbock) angelegte Tä­tigkeit (Jungfrau) die eindeutig mit materiellem Verdienst (Stier) und sozialer Stellung (Steinbock) ver­bunden ist. Diese allgemeine Hal­tung spiegelt sich nach meiner per­sönlichen Erfahrung in der stereo­typ wiederkehrenden Frage bei Mitteilung meines Berufes als Astrologe: »Ja, kann man denn davon leben, oder kann man da­mit Geld verdienen? «. Da das Sozial­prestige grundsätzlich mit der materiel­len Belohnung gekoppelt ist (10.Haus/ Steinbock, 2.Haus/ Stier), scheint mir daher die Beant­wortung dieser Frage von zentraler Bedeutung. Zu­vor soll aber noch auf die Definiti­on der Astrologie selbst näher ein­gegangen werden.

 

2) Der religiös-weltbildhafte Charakter des Berufes

in der Fische-Epoche

 

Sucht man im Lexikon (2[X•]) den Be­griff »Astrologie«, so erhält man als Erklärung, » dass es sich um einen bis in die Gegenwart an­dauernden Versuch handelt, Ver­anlagung und Lebenslauf von Menschen mit Sternpositionen in Verbindung zu bringen. Dieser Versuch ist mit den Methoden der Naturwissenschaft nicht begründ­bar«. Gerade diese Definition als Versuch gegenüber naturwis­senschaftlichen Fakten (konkret er­fass- und manipulierbare Mate­rie), erscheint wichtig, da ja der Versuch gleichzeitig eine Hoff­nung und damit einen geistig-see­lischen Inhalt oder ein Bedürfnis ausdrückt; man versucht nichts, von dem man sich kein Ergebnis erhofft. Diese Stellung der Astrolo­gen als Suchende (auch in einer Beratung) und nicht als bereits die wahren Zusammenhänge Wissen­de (Naturwissenschaft), erfordert eine Bescheidenheit, die sowohl in die Nähe des Religiösen (Schüt­ze), wie dogmatischer Vorstellun­gen (Skorpion) führt. Nicht um­sonst leiten sich die Planetenna­men von griechischen (ursprüng­lich babylonischen) Göttern ab, und ist umgekehrt die christliche Lehre voll von astrologischer Sym­bolik, was sich nicht nur auf die zwölf Apostel beschränkt (3[X•]). Im Fische-Zeitalter war das 10. Haus vom Schütze-Zeichen be­setzt, was der Mischung Schütze-­Steinbock entspricht: Glaube, Hoffnung und Weltbild als Tatsa­che und Beruf, eine Vorausset­zung, die der öffentlichen und er­folgreichen Bedeutung der Religi­on allgemein zu Gute kam (Gutes tun, Werktätigkeit zu Ehren Got­tes) aber auch der Astrologie. Im 9. Haus, das prinzipiell dem Schützen entspricht und etwas über die Art des Weltbildes aus­drückt, lag das Skorpionzeichen: Glaube als dogmatische Vorstel­lung (Glaubenskampf und -krieg).

 

Es ist daher nicht verwunderlich, dass Entstehen und Blüte der Astro­logie, wie wir sie heute kennen, ins Ende des Widder- und in die Mit­te des Fische-Zeitalters fiel. Das be­trifft die hellenistische Zeit, das frühe Mittelalter (Araber) und die Renaissance. Das Christentum selbst ist, wie bereits erwähnt, stark astrologisch beeinflusst. So hat sich z.B. der italienische Scho­lastiker Thomas von Aquin (4[X•]) ganz besonders um eine Integrati­on der Astrologie ins Christentum bemüht. Auf ihn geht z.B. die Beto­nung der Willensfreiheit und da­durch die Ablehnung der Progno­se zurück. Die Kirche wittert in der Astrologie also nicht umsonst bis heute einen Konkurrenten, d.h. den Gleichgesinnten. Im Grunde genommen kann man sogar sa­gen, dass die Astrologie eigentlich während des Fische-Zeitalters be­reits indirekt an der Macht war, speziell wenn man die Epoche in der früh-hellenistischen Zeit (5[X•]) be­ginnen lässt. Mit der Überlagerung Schütze-­Steinbock in dieser Epoche ging gleichzeitig auch eine fortschrei­tende Materialisierung des Glau­bens sowie der Astrologie selbst einher, aus der die materielle Be­reicherung der Kirche und als analoge materielle Variante das puritanische (6[X•]) Extrem, dass die rechte Gläubigkeit auch materiel­len Erfolg bewirke, hervorgingen. Am Ende des Fische-Zeitalters um 1900 steht die totale Verdrän­gung des Glaubens, oder anders ausgedrückt, der Glaube an die Materie und ihre Unlebendigkeit. Für die Astrologie selbst resultierte aus dieser Entwicklung die Spal­tung in eine materialistische Astronomie und eine seelische Astrologie, sowie eine fortschrei­tende Prüfung an konkreten Fak­ten im Sinne der Naturwissen­schaften. Besonders aber sind es die konkreten Ereignis-Vorraussa­gen, die einen stark materialisti­schen Aspekt dieser Entwicklung darstellen. Die Astrologie befasst sich aber im Grunde genommen nur mit seelischen Grundbedürfnis­sen von Menschen. Diese Bedürf­nisse wiederum stellen die Basis dar aus der heraus sich eine viel­fältige, aber nur mögliche und nicht faktische, also körperliche Wirklichkeit bildet (Inkarnation = Fleischwerdung seelischer Prozes­se). Da in der heutigen Über­gangszeit seelisch religiöse Grundbedürfnisse nicht mehr und andererseits noch nicht wie­der - kollektiv im Vordergrund ste­hen, wird daher auch die mit die­sem Beruf verbundene soziale Stellung und ihre Entlohnung noch gering eingeschätzt.

 

Die eingangs erwähnte lexikali­sche Definition der Astrologie als Versuch, suggeriert einerseits ein Scheitern in der Vergangenheit und andererseits eine noch an­dauernde Hoffnung. So mischt sich in die Beurteilung sehr schnell Hoffnung, Glaube oder Unglau­be, also zukünftige und spekulati­ve Elemente. Dem entspricht der häufige Kommentar dem man als Astrologe ausgesetzt ist: »Ja wenn man daran glaubt ...! « In der eige­nen Berufspraxis fiel mir entspre­chend auch auf, dass die größte Bereitschaft bei Klienten sich ein­gehender mit Astrologie zu be­schäftigen, meist aus religiösen Kreisen mit östlichem Einfluss kam (Buddhismus, Transzendentale Meditation, Antroposophie, Theo­sophie, Lehre Baghwans). In östli­chen Kulturen ist der Einfluss der Astrologie im Alltag ja noch we­sentlich stärker erhalten als bei uns. In zweiter Linie waren es Menschen, die bereits mit der Psy­choanalyse Bekanntschaft ge­macht hatten, und nicht zu Unrecht wird die Psychoanalyse (beson­ders deutlich bei C.G. Jung) oft als moderne Religion bezeichnet. Das Skorpionische äußert sich darin, dass etwas erforscht wird, das noch verborgen (geheim) ist und zu einer persönlichen Verwand­lung und Regeneration führen soll. Die prinzipielle Zuordnung des 8. Hauses (Skorpion) zur Astrologie, ist eng mit dem verbunden, was als Reinkarnation, Karma, Erbe oder wissenschaftlich als Genpool bezeichnet wird; das sind Erschei­nungen, die unserem Bewusstsein im Wesentlichen noch verborgen sind. Im Fische-Zeitalter liegt dieses Skorpionzeichen im 9.Haus, das dem Schützen entspricht. Im Was­sermannzeitalter wird das damit verbundene Wissen offenbar und allgemein erfahrbar werden (l0. Haus-Steinbock-Skorpion). Damit liegen die Chancen für die Astrologie als zukünftigen Beruf nicht schlecht, wenn auch die vor­läufige Erfahrung noch nicht so dafür spricht.

 

Dem religiösen Hoffen und Wer­den entspricht astrologisch prinzi­piell das Schütze-Zeichen, das 9. Haus oder Jupiter. Nichts kann ja gedeihen, wenn ihm keine Chan­ce gegeben wird. Natürlich ge­ben die Astrologen selbst ihrem Fach viel Zukunft, sonst hätten sie es ja nicht zu ihrem Interesse er­wählt. Diese Tatsache, dass in ei­nen Beruf immer noch »zuviel«Glaube investiert werden muss, um ihn aufrecht zu erhalten, erschwert seine gesellschaftliche Konsolidie­rung entscheidend. Objektivität im Sinne einer Vergegenständlichung, und tatsächlich für jeden nachvollziehbaren Erfahrung, beruht auf Vergangenheit. Das heißt, etwas erlebt und gemacht haben, und dies beinhaltet gegenüber der Hoffnung die Einschränkung (Steinbock). Zurückgenommene Hoffnungen werden nicht als Er­folg verbucht und gerne ver­drängt, obwohl sie Teil eines not­wendigen Erfahrungsprozesses und der Wirklichkeitsbewältigung sind. Nicht umsonst wird das »Be­rufs-Haus und Erfolgs-Haus« in der Astrologie dem Steinbock zu­geordnet. Der Glaube (9.Haus) und die in der Folge damit ge­machten Erfahrungen (10. Haus) ergeben die allgemeinen und von jedem nachvollziehbaren Gesetze (Formalisierung), auf denen ein Berufsbild und das öffentliche An­erkannt-Sein beruhen.

 

Es ist sozusagen, ähnlich einem Gefäß, die materielle Basis des Berufes. Nun ergibt sich im Fall der traditionellen Astrologie (Fi­sche-Zeitalter) die Besonderheit, dass sie prinzipiell hoffnungs- und erwartungsbetont ist, was sich ganz deutlich an ihrer Vorliebe für die Prognose ablesen lässt und oft auch am Widerstand der Astrolo­gen selbst, sich mit ihren eigen Fehlprognosen (Vergangenheit) auseinanderzusetzen (Lernprozess der zurückgenommenen Hoff­nung). Als kollektive Erfahrung über die Geschichte hin bis in die jüngste Vergangenheit, haben sich faktische Prognosen eben häufig nicht erfüllt: z.B. an Bundeskanzler Kohl; oder ganz allgemein wurde die momentane Ost-West-Ent­wicklung in ihrer extremen und konkreten Form kaum vorhergese­hen. Glaube oder Hoffnung hat sich also nur schwer oder gar nicht in allgemeine und pragma­tisch nachvollziehbare Gesetze fassen lassen. Das ergibt sozusa­gen prinzipiell schlechte Vorbedin­gungen für die Astrologie als aner­kannten und formalisierten Beruf und weist der Astrologie von vorneherein eher einen Platz als Weltbild, Glaube oder Hoffnung zu. Der damit verbundene Beruf wäre dann der des Priesters und Seelenarztes bzw. Psychologen, womit sofort die besondere Art des Berufes und speziell des Ver­dienstes deutlich wird.

 

Bis vor nicht allzu langer Zeit lag z.B. die Bildung (Weltbild) noch fast voll­kommen in den Händen der Kir­che. Der Priester war zugleich Leh­rer, besonders im Sinn einer höhe­ren Bildung, also eines Weltbildes. Bis heute geschieht die Entloh­nung dieser Berufsstände vorwie­gend kollektiv durch Steuern oder ähnliche Abgaben und »Spen­den« und ist nicht auf Bereiche­rung von Einzelpersonen ausge­richtet. Im Gegenteil wird von die­sen Berufsständen eine gewisse Selbstlosigkeit erwartet, die ihnen ein angemessenes, aber nicht un­bedingt üppiges Leben gestattet, denn Ansammlung materieller Güter ist ja auch nicht der Sinn ih­res Daseins. Das macht sofort die Schwierigkeiten deutlich, die mit dem privaten Verkauf von Bildung oder auch Beratung im Fall der Astrologie verbunden sind, da ja im allgemeinen solche Dienstlei­stungen scheinbar umsonst oder zumindest stark reduziert (öffent­lich gefördert) oder mit einer Spende abgegolten werden. Da Astrologie weder von der Kirche, noch vom Staat anerkannt wird, kommen ihr diese Kollektivgelder (z.B. Krankenkasse oder Bildungs­förderung) auch nicht zu gute.

 

3) Die gegenwärtige Astrologie im Wandlungs-

und Formalisierungs-Prozess

 

Astrologie ist seit langer Zeit über Generationen und Kulturen hin­weg beruflich ausgeübt worden und erlebte in der Neuzeit einen Niedergang, ähnlich wie Religion oder Gläubigkeit allgemein. In der heutigen westlichen Zivilisation ist sie daher eher als wieder entste­hender Beruf zu bezeichnen. Wie­dererstehen wird astrologisch als skorpionisch oder plutonisch defi­niert und beinhaltet gleichzeitig seine Vorstellungen ändern müs­sen, was meist lieber von ande­ren (Dogmatik) als von sich selbst verlangt wird. Die gegenwärtige Astrologie ist voll in diesem Pro­zess begriffen. Das betrifft die seit Anbeginn mit der Astrologie ver­bundene Prognose, aber auch ganz grundlegende Elemente, wie z.B. die konstruktive Art der Him­melsprojektion (wahre, ekliptikale oder äquatoriale Projektion), oder die Interpretation von Häuserbe­deutungen. Moderne Forscher wie der französische Psychologe Michel Gauquelin haben z.B. auf diesem Gebiet mit statistischen Methoden Ergebnisse erhalten, die lieb gewonnene astrologische Traditionen auf den Kopf stellen (z.B. die gegen die Überlieferung stehende, deutliche Wirkung fallender Häuser).

 

So konnte man gerade in letzter Zeit am Geburts­bild des deutschen Bundeskanz­lers Kohl sowohl die Fragwürdig­keit von Prognosen erleben (Meri­dian 1990/91-6, Seite 2); als auch die der traditionellen Bedeu­tung des 12. Hauses erleben. So gilt es für eine moderne Astro­logie also vor allem, sich selbst neu zu definieren, sich also zu än­dern. Diese Selbstwandlung und Regeneration ist ein typisches Merkmal der Psychotherapie. In­sofern wäre es für eine zeit­gemäße Astrologie notwendig, sich verstärkt der Psychologie, ins­besondere der Tiefen-Psychologie, zuzuwenden und ihr Wissen dort einzubringen, aber auch zu revi­dieren. Es ist verständlich, dass die­se Situation der Wandlung nicht unbedingt die beste Vorrausset­zung für das ist, was man von ei­nem Beruf nach den vorangegan­genen grundlegenden Definiti­onen verlangt. Und man kann es Klienten daher auch nicht verden­ken, wenn sie nur vorsichtig in der Vergabe ihrer Aufträge sind und Billigangebote vorziehen, weil sie es nicht ganz einsehen, die eigent­lich noch notwendige Forschung auf diesem Gebiet zu bezahlen.

 

Die häufige, öffentliche Infragestel­lung der Astrologie in den Medien ist also nur der legitime Spiegel der momentanen Situation. Ein Be­ruf, der im Fernsehen und auch sonst immer wieder in Frage ge­stellt wird (was bis zur Unterstel­lung als Schwindel geschehen kann), eignet sich natürlich wenig als sicherer Verdienst. Solange die Astrologie kein neues Bild von sich in der Öffentlichkeit durchsetzt, wird sich daran auch nicht ändern. Für ein solches Bild wäre eine ein­heitliche Formalisierung des Be­rufsbildes und seiner Möglichkei­ten notwendig. Dazu gehörte eine von allen Verbänden in gleicher Weise durchgeführte Ausbildung und Prüfung als Vorraussetzung zur Berufsausübung, eine Gebüh­renordnung (zumindest als Emp­fehlung), sowie eine staatliche An­erkennung. Die staatliche, also öf­fentliche Anerkennung, kann aber erst erfolgen, wenn die Astrologie durch andere, bereits anerkannte Berufe prüfbar wäre, wie das z.B. bei den Heilpraktikern der Fall ist, bei deren Prüfung ein Schulmedi­ziner teilnimmt. Für die Astrologie hieße das, dass sie durch bereits anerkannte Psychologen prüfbar sein müsste, was wiederum ohne allgemeine Formalisierung der Astrologie kaum möglich ist. So kann man nach meiner gegenwärtigen persönli­chen Erfahrung kaum davon aus­gehen, dass ein so genannter ge­prüfter Astrologe bessere Ge­schäftschancen hätte. Dieser Beruf hängt immer noch vor allem von der kollektiv schlechten Einschät­zung und der ganz persönlichen Überzeugungskraft ab.

 

Beim Nachweis einer Astrologenprü­fung wird oft gefragt, von wem man denn geprüft worden sei? Die Antwort: »von anderen Astro­logen« überzeugt natürlich nur wenig! Diese im Gesamten unsi­chere Situation erschwert den per­sönlichen Berufseinsatz natürlich erheblich. Von einem guten tra­genden Beruf kann man erst spre­chen, wenn die Mehrzahl der Aus­gebildeten, und auch jemand mit mittlerer Begabung, ein mittleres Einkommen erwirtschaften kann. Werbung sollte dabei, wie bei freien Berufen üblich (Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten...), kaum nötig sein, da der Bedarf sich von selbst ergibt. Es gibt ja ein seltsames und wenig vertrau­enswürdiges Bild ab, wenn der Arzt hinter seinen Kranken, oder der Berater hinter seinen Klienten herläuft. Das in Frage kommende Einkommen liegt für selbständi­gen Berufen in Deutschland heute bei mindestens 60000 DM brutto im Jahr, d.h. 5000 DM im Monat. Nach meinen Erfahrungen ist die­ses Einkommen bis heute für einen »durchschnittlichen« Astrologen nicht möglich, sondern liegt eher ­wenn überhaupt – (weit) unter der Hälf­te. Das macht Astrologie aber höchstens als Nebenerwerb, Zweitberuf oder im Sinn missiona­rischer Tätigkeit möglich. Das wie­derum wirkt sich durch halben Ein­satz (mangelnde Übung) nicht ge­rade fördernd auf die Qualität der Berufsausübung aus.

 

4) Die eigene berufliche Erfahrung

 

Gegenüber ideellen Berufsüberle­gungen und Wünschen steht die konkrete Berufserfahrung der Astrologen. Aus der Summe ihrer verschiedenen persönlichen Erfah­rungen können allgemeine Schlüs­se gezogen werden, die aber im­mer zeit-, also generations-gebun­den bleiben, was auch astrolo­gisch durch die Weltzeitalter und Stellung der »Langsamläufer« er­klärbar ist. Soweit mir bekannt ist, existiert über das Thema des Astrologenberufes kaum eine stati­stische (7[X•]), also kollektiv definierte Erhebung, wie sie zu »etablierten und anerkannten« Berufen jeder­zeit von den entsprechenden Be­rufskammern abrufbar wäre. Wichtig scheint mir bei solchen Er­hebungen, aus welchen Gründen man seinen Beruf wählt, in wei­cher Form man ihn ausübt, was dabei verdient wird, sowie die Korrekturen, welche eine Berufs­laufbahn durch Umweltreaktionen, Widerstände und Resonanzen er­lebt (Wirklichkeit als persönliche und kollektive Erfahrung).

 

Nun ergibt sich bei entstehenden, noch nicht etablierten oder alter­nativen Berufen die Schwierigkeit, dass eine klare Bestandsaufnahme schwer zu erstellen ist, weil mei­stens Hoffnungen und Missions­geist, die in den Beruf investiert werden, die Fakten verdrängen. Anders kann der Beruf zu Anfang ja nicht ent-(be-)stehen. So geste­hen Astrologen sich und anderen ungern ein, dass sie eigentlich viel zu wenig verdienen, denn würden sie das zugeben, könnte man ja vermuten, dass ihre Fähigkeiten oder der Beruf selbst unzulänglich wären - was ja auch dauernd aus der Umwelt signalisiert wird (Dis­kussionen in den Medien, die meist auf mangelndem Wissen ba­sieren). So kommt es dann oft zu seltsam überhöhten, irreführenden Vorstellungen über die wahren Er­folgs- und Verdienstmöglichkei­ten. Die Astrologie steht da nicht alleine da. Vielen alternativen Heilmethoden und Therapiefor­men ergeht es ähnlich. Die Ge­fahr, die Berufschancen attraktiver auszumalen als sie wirklich sind, besteht vor allem im Ausbildungs­sektor und beim Verkauf von Com­puterdeutungssystemen. So not­wendig die Ausbildung ist, entsteht hier leicht ein so genanntes Schneeballprinzip: Immer mehr sind gezwungen Ausbildung (Hoffnung) zu verkaufen, anstatt in eine eigene berufliche Praxis, also in die Anwendung zu gehen (Kurs(un)wesen). Rückwirkend wird dadurch die Ausbildung im­mer praxisferner, nicht umsonst wird daher an Hochschulen eine Professur gerne an langjährige Praktiker vergeben. Die Notwen­digkeit der Lehre sollte sich ja aus dem Bedarf in der Praxis ergeben, nicht umgekehrt. Eine mangelnde Praxis, die aus einem mangelnden Bedarf resultiert, kann nicht alleine durch Werbung, Bildung oder Missionstätigkeit behoben wer­den.

 

Nur eine kollektive Bewusstseins-Änderung großen Umfangs würde einen natürlichen und ausreichen­den Bedarf entstehen lassen, der die gesunde Basis für einen ernst­zunehmenden Astrologenberuf bil­den könnte. Dazu gehört, dass man der Astrologie nicht nur im Zirkel eines kleinen Kreises wie­der begegnet, sondern draußen im normalen Alltag (andere Berufe, Werbung, Einkauf, Verkehr, Freun­de, Verordnungen, Schule usw.). Eine solche Situation war auf ein­fachem Niveau eher im Mittelalter als heute gegeben. Aus dieser Be­wusstseinsstufe stammt das auch heute noch sehr breite Wissen über die 12 Tierkreiszeichen. Das ist aber nicht unbedingt das, oder sollte nicht damit verwechselt wer­den, was eine moderne psycho­therapeutisch orientierte Astrolo­gie anzubieten hat. Besonders Fir­men, die ganze Systeme mit Astro­logie-Computerdeutungen ver­kaufen, beziehen sich oft auf ein solches angeblich vorhandenes, riesiges Käuferpotential (9[X•]). In den meisten Fällen entspricht dann das sehr einfache Angebot auch diesem Bedürfnis und der bereits vorhandenen Astrologiebildung. Auf dieser Massenbasis lässt sich - durchaus auch mit unterschiedli­chem Niveau - Geld verdienen. Die Frage ist nur, ob man diese automatisierte Form der Astrologie auch vor sich selbst vertreten kann. Für mich kommt es nicht in Betracht, da ich Astrologie auf ein persönliches Problem hin anwen­de. Der Klient muss also mit einer speziellen Frage an mich herantre­ten. Computerdeutung wird mei­stens unter ausgesprochen kom­merziellen Gesichtspunkten betrie­ben. Das heißt: wie viel ist der Kun­de bereit zu zahlen und was möchte er gerne (ohne ihn zu pro­vozieren) hören, was und um wie ­viel bietet die Konkurrenz ihr Pro­dukt an? Das eigentliche Interesse darf in solchen Fällen oft erst gar nicht befriedigt werden, um den Kunden zu immer neuen Käufen zu animieren. Eine breite Produkt­palette sorgt dafür, dass für jeden etwas dabei ist, und dass der Kun­de möglichst lange erhalten bleibt.

 

Letztlich dürfen solche Produkte kaum zu einer eindeutigen Aussa­ge kommen oder müssen beliebig zu interpretieren sein. Der Compu­ter, einmal programmiert, ermög­licht solche Produkte in jeder ge­wünschten Variation und Seiten­menge. Die Preise für solche Analysen lie­gen zwischen 5 und 60 DM, und finden nach meiner Erfahrung ei­nen großen Abnehmerkreis. Sie verderben in gewisser Weise auch die Preise in der freien Praxis. So war es mir vor 10 Jahren noch möglich einige sehr gründliche Analysen für ca. 1000 DM zu er­stellen. Heute spielt es bei mir fast keine Rolle mehr ob der Preis bei 150 oder 350 DM liegt. Den mei­sten ist das prinzipiell zu hoch. Ca. 50-60 DM scheint dagegen für den Durchschnitt noch annehm­bar. Der Reiz doch zu einem, oft auch teureren Astrologen zu ge­hen, liegt besonders im persönli­chen Kontakt. Daher werden heu­te schriftliche Analysen oder sol­che auf Kassette - die nicht im di­rekten persönlichen Kontakt mit dem Astrologen entstanden sind – immer weniger verlangt. Viele Kli­enten denken, dass sie über den Computer ja mindestens das glei­che und es vor allem billiger be­kommen.

 

So haben sich viele Kli­enten heute, bevor sie bei mir er­scheinen, meistens schon vorher ir­gendwann einmal ein Computer­horoskop machen lassen, manchmal sogar von mehreren Fir­men. Der Preis und das Ernstneh­men des Computerangebotes ent­sprechen dabei der grundlegen­den Bedeutungslosigkeit, die der Astrologie heute noch allgemein gegeben wird. Eher handelt es sich noch um eine Art Freizeitver­gnügen und Phantasie anregendes Kontrastprogramm zur Rationalität der alltäglichen Berufswelt; wobei natürlich nicht gesagt sein soll, dass nicht Teilaspekte solcher Ana­lysen richtig sein können. Zur Be­antwortung persönlicher Schwie­rigkeiten tragen sie allerdings in den wenigsten Fällen bei. Meiner Ansicht nach sollte auch die gan­ze Esoterikwelle in ihrer Tiefe und (Realitätsbezogenheit) noch nicht überschätzt werden. Buch- und Medienmarkt allgemein sind heu­te nicht unbedingt ein Spiegel der Realität, besonders da mit steigen­der Produktion die Konzentrations­fähigkeit Bücher und Zeitschriften auch wirklich zu lesen (nicht nur zu kaufen) sinkt.

 

Für jeden Menschen gibt es natür­lich noch eine eigene Berufshal­tung und Definition der Astrologie die durchaus vorübergehend oder prinzipiell in Konflikt mit den allge­meinen Vorstellungen und der er­lebten Praxis sein kann. Das ist ein Sachverhalt, der ja unter anderem eine Basis astrologischer Beratungstätigkeit darstellt und ande­rerseits unterschiedliche Formen der Astrologie hervorbringt. Kom­biniert man das eigene Geburts­bild mit der überlagerten Grundsi­tuation im auslaufenden Fische-Zeitalter und im beginnenden Wassermannzeitalter, ergeben sich sehr vielfältige Betrachtungen für die eigenen Möglichkeiten. Gerade in einer Übergangszeit wird eine eindeutige Einschätzung schwer. Als Astrologe über »Astro­logie als Beruf« zu schreiben, ist al­so vor allem eine selbstkritische Bestandsaufnahme selbst erlebter Berufs-Hoffnungen und -Erfahrun­gen. Gebunden an die eigene Ge­neration und Erlebenszeit wird die­se Erfahrung aber gleichzeitig hi­storisch (Steinbock/Saturn) und steht somit im Widerspruch zu neuen Hoffnungen (Schütze/Jupiter).

 

Meine eigene Vorstellung geht von einer allein geführten astrolo­gischen Beratungspraxis aus. 4 bis 5 Astrologiekurse und ebenso­ viele öffentliche Vorträge im Jahr, sowie die Qualität der Arbeit – Mundpropaganda -, sollten als Werbung genügen. Der überwie­gende Teil der Einkünfte sollte durch die Beratung zustande kom­men. Der Kontakt zum Klienten ge­schieht über Brief, Telefon oder di­rekt. Die Untersuchung und Beant­wortung ist auf Kassette gespro­chen. Bei einem durchschnittlichen Honorar von ca. 250 DM erfor­dert das ca. 18 Aufträge pro Mo­nat (216/Jahr). Obwohl meine Kurse z.B. sehr beliebt sind, und ich bereits das Glück hatte, mehr­mals von der Regionalpresse und dem Regionalfunk interviewt wor­den zu sein - woraus sogar recht positive Artikel entstanden -, ist das faktische und finanzielle Er­gebnis im Laufe meiner 15-jähri­gen Beschäftigung mit Astrolo­gie (10 Jahre davon hauptberuf­lich), im Laufe der Jahre eher ge­ringer geworden - und zu gering, um allein davon leben zu können. Durch mehrmaligen Standort­wechsel von Berlin in die deutsche Provinz im Süden und Norden, habe ich eine breite Erfahrung sammeln können. Es ist sicher richtig, dass ein be­ständiger Standort in einer Groß­stadt eine gute Vorrausetzung ist, da das Potential an Interessenten hier am größten ist, allerdings auch an Konkurrenten. Anderer­seits kann man in der Provinz schnell eine relativ große Bekannt­heit erreichen und hat weniger Konkurrenz. In der Provinz ist so­gar die Bereitschaft »an die Astro­logie zu glauben« oft prinzipiell größer und knüpft an alte Traditio­nen von Hellsehen und Kartenle­gen an. Das meiste Interesse scheint im Süd-Westdeutschen Raum zu liegen. Im Grunde ge­nommen sind meine Erfahrungen aber aus allen Gegenden ähnlich. Die Form der vorher beschriebe­nen Berufspraxis ist also nicht al­leine Existenz tragend.

 

Beruflicher Ausblick, Änderungs-Vorschläge

 

Da ich meine bisherige Berufsvor­stellung nicht wesentlich ändern wollte, ergab sich für mich daraus die Konsequenz, Astrologie als Brot- Beruf wieder zurückzustellen, und mich erneut auf ihre eso­terische und geheime Tradition zu besinnen (8.Haus). Das heißt, mich auf solche Menschen zu kon­zentrieren, die mich von selbst um Rat aufsuchen, und gewisse Um­stände, die es erschweren mit mir in Kontakt zu kommen, als Teil mei­ner Funktion in der Welt bestehen zu lassen (12.Haus, mit Überlagerung im Wassermannzeitalter von Jungfrau/ Skorpion in Haus 8).

 

Für eine auf breite Bedürfnisse an­gepasste Korrektur, könnte ich mir folgendes vorstellen: Eine haupt­berufliche Praxis sollte den Schwerpunkt im Sinne von Grup­pentherapie auf Kurse über mehre­re Wochen (Monate) legen, in denen gemeinsam das Horoskop der einzelnen Teilnehmer erarbei­tet wird. Das macht einen bestän­digen Wohnort nötig. Der Schwer­punkt liegt bei diesen Kursen gar nicht so sehr auf der Astrologie selbst, als auf dem Gruppenerleb­nis (soziales lernen). Eine Wer­bung für Teilnehmer, z.B. in den so ­genannten Stadtzeitungen, ist dann auch sinnvoll. Die persönliche Ein­zelberatung wird dadurch eher zu einem Nebenprodukt. Sie soll­te 100 DM/ Stunde nicht über­schreiten, wobei sie je nach Situation nicht unbe­dingt eine Stunde dauern muss ­ - entspricht einem Arzt-Honorar. Mit Cornputer-Zeichen-  und Rechen-Pprogrammen ist eine relativ rasche Beratung möglich, wenn man statt Genauigkeit und dem Einsatz ver­schiedener Prognosemethoden seine psychologischen Fähigkei­ten einsetzt.

 

Die Konzentration auf eine vereinfachte klassische Astrologie (bis Plu­to) und Transite, ist insofern sinn­voll, da der astrologische Hinter­grund für die Teilnehmer noch re­lativ überschau bar bleibt und auch in einer kurzen Einzelberatung in groben Zügen vermittelt werden kann. Sehr genau berechnete schriftliche oder nur auf Kassette gesproche­ne Gutachten stellen die Ausnah­me dar. Die Kursteilnehmer sollten ihre Erfahrungen und das erarbei­tete Wissen möglichst in der eige­nen Berufspraxis wieder anwen­den können (soziale Berufe im weitesten Sinn). Die Wissenswei­tergabe sollte also indirekt auf eine (berufli­che) Weiterbildung hinauslaufen. Der Astrologe selbst sollte vor allen Fähigkeiten im Umgang mit Gruppen haben, oder sich solche Kenntnisse aneignen. Am besten wäre es meiner Ansicht, sogar als Hauptberuf einen staatlich aner­kannten Sozialberuf auszuüben oder gelernt zu haben.

 

Die starke Ausrichtung auf Kon­taktbedürfnis, Gruppenerlebnis und Freundschaft, sowie das heute vorwiegend von Frauen getrage­ne Interesse, das mir im Zusam­menhang mit der Astrologie immer wieder auffiel, hat astrologisch Parallelen indem im Wassermann­zeitalter das 9. Weltbild-Haus (Schütze) mit Waage besetzt ist. Das 6. Arbeits-, Analyse- und Krankheits-Haus ist von Krebs überlagert (die familiäre Arbeits­gruppe) und das 11. Freund­schafts-Haus (Wassermann) von Schütze (Weltbild). Das Berufsbild allgemein erfährt durch die Was­serzeichen eine Yin-Färbung. Auch das 8.Haus, das ja gerne mit der Astrologie in Zusammen­hang gebracht wird, weist im Wassermannzeitalter eine reine Yin-Färbung auf (Skorpion/ Jung­frau).

 

Die Erfahrung anderer Astrologen

 

Meine bisherige persönliche Er­fahrung lässt sich bei einem gewis­sen Angebot und Niveau durchaus verallgemeinern. Wenn ich mich im Folgenden eher auf ähnliche Erfahrungen bekannter Astrologen berufe, so darum, weil es natürlich wesentlich mutiger und wahrscheinlich ehrlicher ist, sich diese Schwierigkeiten einzu­gestehen. Astrologen die gleich­zeitig Psychotherapeuten sind, und vielleicht noch über Krankenkas­sen abrechnen, können natürlich nicht als Beispiel dienen, da die Astrologie hier sozusagen uner­kannt abgerechnet und vielleicht auch angewandt wird. Ähnlich liegt das bei manchem Heilprakti­ker. Lediglich beratende Astrolo­gen, mit langjähriger Erfahrung und hoher Beratungsqualität äußern sich zu den Verdienstmög­lichkeiten ziemlich ähnlich.

 

Der bekannte Astrologe und Autor vieler Bücher, Alexander von Pronay (8[X•]) schreibt 1976, dass sich nur auf dem astrologischen Jahr­markt und bei Computerhorosko­pen Geld verdienen lässt. Ver­käufer von Computerdeutungssy­stemen scheinen das zumindest in ihrer Werbung zu bestätigen. So spricht eine Firma (9[X•]) von einem Umsatz von 17500 DM, den ein Kunde in 3 Monaten mit dem Ver­kauf ihrer Analysen erzielte. Eine andere Firma (10[X•]) spricht von ein paar hundert Analysen pro Tag (geschätzt ca. 100.000 pro Jahr à DM 30.-, das ergäbe einen Jahresumsatz von 3.000.000 DM oder 250.000 im Monat). Dage­gen bekennt der in Astrologiekrei­sen sehr geschätzte Astrologe Eric Weil, der seit Jahrzehnten Astrolo­gie hauptberuflich betreibt, ohne sein Familienvermögen, allein von der Astrologie, könnte er nicht aus­reichend gut leben (11[X•]). Ähnliches äußert auch der Astrologe und Autor Berndt A. Merz in einem In­terview mit einer Astrologiezeit­schrift: Er wäre froh, nicht von der Astrologie finanziell abhängig zu sein, und sich so seine Klienten aussuchen zu können. Die ver­wertbarsten und umfangreichsten Kommentare zu diesem Thema bringt allerdings der Amerikaner Stephen Arroyo in seinem sehr empfehlenswerten Buch »Astrolo­gische Psychologie in der Pra­xis« (12[X•]). Es ist kaum anzuneh­men, dass diese 1984 für die USA gemachten Aussagen nicht auch für die gegenwärtige Situation in Westeuropa gültig sind. Er schreibt: »Astrologen sollten auch in der Lage sein, ihren Le­bensunterhalt einigermaßen an­ständig bestreiten zu können. Das ist heute allerdings sehr schwierig, es sei denn, man ist Wahrsager, oder man gibt vor … «. Bei nähe­ren Recherchen über Kollegen fällt mir häufig auf, dass sie auf ir­gendeine Weise auch aus ande­ren materiellen Quellen als der Astrologie leben.

 

Es scheint eine Art Fürsorge zu ge­ben, die gerade soviel bereithält, dass die geistigen Impulse, derer die Welt bedarf, sich auch inkar­nieren können. Persönliche Berei­cherung wäre dabei eine überflüs­sige Verschwendung, und nicht das Ziel dieser Impulse.

 

»Sehet die Vögel unter dem Himmel an:

Sie säen nicht, sie ernten nicht,

sie sammeln nicht in die Scheunen;

und euer himmlischer Vater nährt sie doch (13[X•]).

 

 

Otto Kayser,

im Herbst 1991

 

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